Im Wirtschaftsteil der Stuttgarter Zeitung wird heute berichtet, dass der komplette Umstieg auf das digitale Fernsehen noch viel länger dauern würde, als erhofft. Mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland empfange noch analog. Unter Bezug auf den neuesten Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten (zu finden unter
http://www.alm.de/126.html) wird beklagt, dass ein realistischer Zeitpunkt für die Abschaltung analoger Signale nicht in Sicht sei, auch wenn bis Jahresende das analoge Antennenfernsehen zugunsten von DVB-T komplett abgeschaltet werden soll.
Warum der Umstieg auf digitales TV so schwierig sei, führt der Zeitungsbericht auf mehrere Faktoren zurück:
* 30 - 40 analoge Fernsehprogramme reichen vielen Haushalten einfach aus. So würden nur knapp 47 % der Zuschauer in Deutschland digital fernsehen.
* Für digitales Fernsehen müssen pro Fernsehgerät eine Empfangsbox und ggf. eine Zugangskarte gekauft werden.
* Unterschiedliche Verschlüsselungssysteme behindern die Digitalisierung.
* Die privaten, werbefinanzierten Sender versuchten, mit Digitalisierung ihrer Programme zusätzliche "Entgelte" beim Zuschauer durchzusetzen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender würden am liebsten schon heute aus Kostengründen die analogen Signale abschalten. Bis 2012 soll jedoch noch (mindestens) analog über Satellit gesendet werden. Hans Hege, der Direktor der MABB betont, dass weder die Politik noch die Medienanstalten einer Abschaltung des analogen Satellitenfernsehens zustimmen würden, wenn die privaten Sender dann Gebühren verlangen wollten.
Quelle: Stuttgarter Zeitung, Mittwoch 3. September 2008 Wirtschaft, Seite 14
Nachtrag:Nachdem ich mich etwas in den Medienbericht der ALM vertieft habe, fand ich bestätigt, was den digitalen Umstieg tatsächlich ausbremst:
Die Kabelgesellschaften. Auch wenn dort nur die KDG als größe Kabelgesellschaft explizit genannt ist, so erinnert die Beschreibung ganz an den Zustand von KBW seit dem Weggang von Herrn Hofer. [img]images/smiles/010.gif[/img]
Wörtlich heißt es in diesem Bericht:Zitat:
Bei der Vermarktung ist eine Verschiebung der Prioritäten festzustellen: Kabel Deutschland zum Beispiel vermarktet das breitbandige Internet und das Telefon auch unabhängig vom digitalen Fernsehen, die Investitionen scheinen vor allem der Gewinnung neuer Kunden in diesem Bereich zu dienen. So notwendig und wichtig dies ist, ist die Zurückhaltung der Kabelunternehmen bei der Unterstützung neuer digitaler Programmformate die Hauptursache dafür, dass das digitale Fernsehen in Deutschland nicht vorankommt. Das Kabel ist die Schlüsselinfrastruktur, ohne die neue Programme nicht angemessen refinanziert werden können.
Nachvollziehbar ist, dass Finanzinvestoren schnelle Erfolge haben wollen, wie sie mit der Vermarktung von Breitband-Internetanschlüssen möglich sind. Programmentwicklungen sind langfristiger, sorgen aber auch für nachhaltigere Erfolge.
Die Landesmedienanstalten jedenfalls werden nicht nachlassen, die Kabelgesellschaften an ihre Verantwortung als Träger der wichtigsten Infrastruktur für das Fernsehen zu erinnern und gemeinsam mit anderen den notwendigen Druck aufzubauen, dass die Bedingungen für neue digitale Angebote verbessert werden.
Nachzulesen unter
http://www.alm.de/fileadmin/forschungsprojekte/GSDZ/digitalisierungsbericht2008D.pdf auf Seite 20
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Receiver: Diginova 2 PNK Telestar
Kabel: Kabel BW Netz S/WN (ausgebaut)
Abos: Premiere Entertainment, Premiere Thema
Zuletzt bearbeitet von Echterfuffziger am 03 Sep 2008 11:27, insgesamt einmal bearbeitet