Wer sein Fernsehen digital über Antenne empfängt, also mit Hilfe eines DVB-T-Receivers, hat in Karlsruhe oder in Mannheim derzeit keine große Senderauswahl. Denn nur die öffentlich-rechtlichen Sender können terrestrisch empfangen werden. Wer hier auf baldige Besserung gehofft hatte, der wird enttäuscht - in nächster Zeit wird sich an der Situation nichts ändern.
Während in anderen Gebieten, beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet, um die 20 Programme mit einem DVB-T-Receiver auf den Bildschirm geholt werden können, sieht es - was den Empfang von privaten Fernsehsendern angeht - in Baden-Württemberg eher schlecht aus .
Im Herbst vergangenen Jahres hat die RTL-Gruppe mit Stuttgart und Halle/Leipzig zwei neue Bereich erschlossen. Hier wird erstmalig im neuen MPEG-4 Standard ausgestrahlt, das heißt DVB-T-Kunden benötigen einen neuen Receiver, mit dem dann alle Sender, auch die im bisher verwendeten MPEG-2 Standard ausgestrahlten, empfangen werden können.
"Damit sind unsere Planungen im DVB-T-Bereich abgeschlossen", so Bettina Klauser von der RTL-Mediengruppe. Für Karlsruhe oder Mannheim sei keine Erweiterung vorgesehen. "DVB-T ist ein Ballungsraumkonzept", erklärt Klauser. Da das terrestrische digitale Fernsehen der teuerste Verbreitungsweg sei und gemäß einer EU-Entscheidung aus der Vergangenheit nicht subventioniert werden dürfe, sei es für die privaten Sender eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
In Baden-Württemberg ist DVB-T im Vergleich zu anderen Bundesländern wenig verbreitet - die Quote liegt hier gerade einmal bei sechs Prozent, wie Axel Dürr, Sprecher der Landesmedienanstalt, bestätigt. In ganz Deutschland liegt der Anteil bei zwölf Prozent. Ein Grund dafür könnte die wiederum im Vergleich zu anderen Ländern sehr gute Verkabelung in Baden-Württemberg sein. "Das terrestrische Fernsehen war hier noch nie stark", weiß Dürr zu berichten.
Zudem herrsche eine hohe Doppelnutzung, so dass DVB-T nur bei wenigen Baden-Württembergern die einzige Empfangsmöglichkeit ist. "Häufig liegt im Wohnzimmer der Kabelanschluss und im Kinder- oder Schlafzimmer steht ein DVB-T-Receiver - oder umgekehrt", so Dürr. Schon bevor es DVB-T gab, habe es sich bei reinen Antennenanschlüssen häufig um einen bewussten Verzicht auf private Sender gehandelt.
Durch den neuen Kompressionsstandard MPEG-4 kann RTL in Stuttgart neben den vier kostenfreien Programmen auch zwei Pay-TV-Sender anbieten, mit denen die Mediengruppe besonders die jüngeren Zuschauer ansprechen möchte. Die zwei neuen Sender, RTL Crime und Passion, sind im ersten Jahr ebenfalls kostenlos empfangbar, danach kann sie der Kunde für 2,99 Euro im Monat abonnieren.
Quelle:
http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Schlechte-Aussichten-fuer-DVB-T-Gucker-in-Karlsruhe;art6066,332071