Zitat:
Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre informierte am Mediengespräch vom 24. Mai 2006 über die Einführung neuer digitaler Distributionsformen in der Deutschschweiz - von DVB-T über 16:9 bis zu HDTV. Die Fernsehdirektorin äusserte sich auch über die Fernsehzukunft und was das Publikum davon erwarten kann.
Wir haben bereits viel verändert und werden weitere neue Magazine, Dokumentationen, Serien und Shows entwickeln, weil wir auch in Zukunft erfolgreich sein wollen. Es wird aber auch vorkommen, dass wir auf einzelne Sendungen verzichten. Es ist nicht die Aufgabe eines Service-public-Senders, Sendungen zu schützen, die ihren Lebenszyklus überschritten haben.
Fachleute sprechen von der bevorstehenden digitalen Revolution. Sie wird viel bedeutender sein als es damals die Einführung des Farbfernsehens war. Diese zweite digitale Welle wird nachhaltige Veränderungen in der Mediennutzung bewirken.
Die Begriffe «Digitalisierung», «Konvergenz» und «on demand» erscheinen auf den ersten Blick harmlos. Doch sie stehen für Entwicklungsprozesse mit fundamentalen Auswirkungen auf unsere Arbeit und darauf, wie künftig die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause oder unterwegs fernsehen. Und sie eröffnen neue kreative Möglichkeiten, die wir als Chance sehen.
Wir stellen grundsätzlich drei unterschiedliche Trends fest:
- Spektakel in den Wohnzimmern
- Mobile TV
- Drag-and-drop: oder einfach, alles on demand
- Spektakel in den Wohnzimmern
Dafür sind verschiedene technische Veränderungen im Gang:
Digitaler terrestrischer Empfang dank DVB-T
Das Schweizer Fernsehen stellt von der analogen auf die digitale Verbreitung um. Die analogen Sender werden abgeschaltet. Aus sicherheitspolitischen Überlegungen wünscht der Bundesrat, dass auch künftig rein terrestrisch Fernsehprogramme empfangen werden können. Deshalb baut die SRG SSR idée suisse zur Zeit das DVB-T-Netz auf. Haushalte, die heute über eine Dach- oder Zimmerantenne ihre Fernsehprogramme empfangen, werden das künftig nicht mehr tun können. Sie benötigen für den Empfang des digital terrestrischen Fernsehens eine Set-Top-Box. Das letzte analoge Netz wird 2009 abgeschaltet.
In den vergangenen Tagen haben in der Deutschschweiz gleich mehrere Sender den DVB-T-Betrieb aufgenommen. Darunter befinden sich auch die Sender Üetliberg und Säntis. Wer über ein entsprechendes Empfangsgerät verfügt, kann somit digital die Programme SF 1, SF zwei, tsr1 und TSI 1 ver-folgen. DVB-T hat einige Vorteile: die Empfangsqualität ist besser, der Empfang ist auch auf portablen Geräten möglich (Laptops) und die Sender verursachen weniger Elektrosmog.
SF erhöht die Empfangsqualität von Bild und Ton
Das Schweizer Fernsehen investiert in den Empfang seiner Programme. Seit 22. Mai 2006 ist SF zwei über Satellit in DVD-Qualität empfangbar, ab 2007 auch SF 1. Aber auch das Sounderlebnis wird massiv verbessert. SF führt in den nächsten Jahren beim Empfang schrittweise den dreidimensionalen Dolby Digital Sound 5.1 ein. Damit steht dem Kinoerlebnis im Wohnzimmer nichts mehr im Wege.
SF setzt auf 16:9
Derzeit sendet SF lediglich 23 Prozent seiner Programme im 16:9-Format. Bereits 40 Prozent der Haushalte verfügen aber über einen Breitbild-Fernseher. SF erhöht nun sukzessive seinen 16:9-Programmanteil. So wird die gesamte Fussball-WM im Breitbildformat ausgestrahlt. Danach folgt Schritt für Schritt die Umstellung bei den eigenproduzierten Live-Sendungen des Sport sowie bei «Schweiz aktuell», «glanz & gloria», «Rundschau», «Meteo», «MTW» und «Quer». 2007 werden die «Tagesschau», «10vor10» und die Magazinsendungen des Sport auf das bekannte Kino-Format umgestellt. Im Jahr 2008 soll dann das gesamte Programm des Schweizer Fernsehens im 16:9-Fullformat ausgestrahlt werden. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für HDTV geschaffen.
Qualitativer Quantensprung mit HDTV
Auch HDTV wird bei SF bald zur Realität. Ab 2008 sind erste Testausstrahlungen geplant. 2010 sollen die ersten Programme in Regelbetrieb gehen. HDTV bringt dem Publikum ein sichtbares Mehr an Schärfe, Detailreichtum und Plastizität gegenüber dem heutigen Standard-PAL-Format.
Die Einführung der technischen Neuerungen verlangt von der SRG SSR eine vorausschauende Investitionsplanung. Aber auch die Programmschaffenden müssen sich mit Aus- und Weiterbildungen auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereiten. Das Fernsehhandwerk bekommt als Folge der besseren Qualität und Detailtreue ein noch grösseres Gewicht. Und für die Zuschauerinnen und Zuschauer stehen neue Anschaffungen an, um die bessere Bild- und Tonqualität empfangen zu können.
Mobile TV
Die neuen Distributionswege machen den zeit- und ortsunabhängigen Empfang des Fernsehens mög-lich. Immer häufiger werden unsere Sendungen im Internet abgerufen. Jährlich findet eine Verdoppe-lung der Video-on-Demand-Nutzung statt.
Das Publikum wünscht zunehmend auch ergänzende, exklusive Mobile-TV-Inhalte: kurz und mobilgerecht aufbereitet. Mobile-TV wird relativ kurz genutzt. Die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer beträgt zwischen 10 und 20 Minuten. Aus zahlreichen Test wissen wir, dass News für Mobile-TV-User besonders wichtig sind. SF bietet deshalb als Pilotprodukt eine «Tagesschau» für UMTS-fähige Handys an, die in 100 Sekunden stündlich aktualisiert einen Überblick über das aktuelle Geschehen gibt.
SF kann diese speziellen Handy-Formate effizient herstellen, weil ein grosser Teil der Infrastruktur und Inhalte bereits vorhanden sind. Ähnliche Programme lassen sich im Umfeld der Standard-TV-Produktion auch für Mobil-TV-Sport und Unterhaltung herstellen. SF ist also bereit für eine mobile TV-Zukunft.
Drag-and-drop: oder einfach, alles on demand
Den Trend, TV-Inhalte «on demand» zu konsumieren, sehen wir als grosse Chance. Unsere Inhalte, unsere besten Dokumentarfilme, Fernsehfilme, unsere Schätze in den Archiven werden dem Publikum zugänglich gemacht und können ort- und zeitunabhängig genutzt werden. Dieses Angebot ist insbesondere auch für Schulen und Bildungsinstitute interessant.
SF erschliesst neue Zusatzdienste
Das Schweizer Fernsehen hat im letzten Jahr sein Internetangebot konsequent ausgebaut und verfolgt damit eine klare «Added Value»-Strategie. Das Webangebot bietet dem Publikum einen wertvollen Zusatznutzen, der in direktem Bezug zu einer Sendung oder zum Unternehmen steht. Der Webauftritt ist wenn immer möglich barrierefrei und kommt damit den Bedürfnissen der Sehbehinderten entgegen.
Zusatzinformationen dank MHPZusatzinformationen dank MHP
Ab 2008 nimmt SF mit der Multimedia Homeplatform (MHP) und einem neu gestalteten Teletext weitere Zusatzdienste in Betrieb. Sie bieten dem Publikum einen klaren Mehrwert mit Hintergrundinformationen zum Programm, einem elektronischen Programmguide und der Möglichkeit der interaktiven Programmnutzung. Davon profitieren speziell die Sinnesbehinderten, die individuell Untertitelungen, Gebärdensprache oder beschreibender Ton zuschalten können.
SF muss die digitale Zukunft mitgestalten
SF ist nicht einfach ein Programmanbieter mit drei Fernsehkanälen und einer Website. Wir müssen plattformübergreifend denken und unser publizistisches Angebot individuell für die verschiedenen und auf den verschiedenen Plattformen anbieten. Es geht nicht darum, dass wir viele neue zusätzliche Kanäle haben, sondern darum, dass wir die Inhalte, die wir ohnehin haben, besser nutzen und neu aufbereiten und damit dem Publikum einen Mehrwert bieten.
Noch lange wird die Mehrheit der Zuschauerinnen und Zuschauer die Sendungen so nutzen wie heute, und nur eine Minderheit wird die Programme mehrheitlich «on demand» sehen wollen. Auch die Nutzung unserer publizistischen Angebote über Mobile ist noch schwer abzuschätzen. Wir sind hier erst in der Entwicklungs- und Experimentierphase.
Vor diesem Hintergrund muss unser gesellschaftlicher Auftrag neu interpretiert werden. Deshalb wol-len wir zusammen mit 40 Personen aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Trägerschaft und Publikum darüber diskutieren, was SF in Zukunft zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen kann, welchen Wert es schaffen soll und wie es auf die technologischen Veränderungen reagieren soll. Wir diskutieren, inwiefern SF mit seinem aktuellen publizistischen Angebot die schweizerische Wirklichkeit abbildet. Es soll ein Manifest und ein Unternehmensleitbild entstehen, das wir im Herbst publizieren wollen.
Etwas wird aber auch in Zukunft gleich bleiben: Über allen technischen Möglichkeiten steht der Programminhalt. Das Publikum erwartet von uns zu recht hohe Professionalität, gute Unterhaltung und unvoreingenommener, relevanter Journalismus. Wir überprüfen laufend, ob wir diesen Ansprüchen gerecht werden.
Wir investieren in die Aus- und Weiterbildung, wir pflegen den Kontakt zu anderen Fernsehsendern und wir hören zu. Wir hören insbesondere den Zuschauerinnen und Zuschauern zu. Jeden Monat erreichen uns über 10'000 Zuschauerreaktionen, unsere Bloggs im Internet machen immer wieder Schlagzeilen.
Wir glauben, dass wir mit einer differenzierten Programmstrategie für SF 1 und SF zwei den unterschiedlichen Ansprüchen unseres Publikums besser gerecht werden. Die Marktanteile geben uns recht.
Wir stehen erst am Anfang der neuen multimedialen Entwicklung. Es wäre fatal, wenn man der SRG SSR und damit auch SF zu enge Fesseln anlegen würde. Die Schweiz würde nicht nur den Anschluss an die internationale Entwicklung verlieren. Wir wären in Zukunft «Bewohner im Tal der Ahnungslosen».
Eine starke SRG SSR und ein starkes SF sind keine Bedrohung, sondern ein Gewinn für die Schweiz.
Quelle SFDRS
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