HDTester hat mir aus der Seele gesprochen.
Erstens ist Bildqualität relativ: Schärfe ist nicht alles, die neue Technik hat auch visuelle Nachteile (Artefakte, Verstärkung von Fehlern bei älteren Filmkopien), von der Kombination mit den unseligen Spiegelbildschirmen, die mehr die Umgebung als den Bildinhalt zeigen, will ich gar nicht reden.
Zweitens ist das eine Sache der Sehgewohnheit. Eine packende Filmhandlung ist auch an einem alten Röhrengerät packend und man denkt gar nicht mehr an die gebotene Bildqualität. Umgekehrt kann man selbst HDTV als ungenügende Wiedergabequalität sehen, wenn man 3D-Technik als Maßstab anlegt (Der sündteure 3D-Film "Avatar" ist ja gerade in aller Munde).
Wenn man's genau überlegt, sind die visuellen Qualitätsansprüche in anderen Bereichen minimal: mieserable Displays auf Wetterstationen, Uhren, Haushaltsgeräten, elektronischen Autobahn-Signaltafeln - ähnlich wie die drastisch gesunkenen Audio-Ansprüche beim datenreduzierten MP3-Format. Wieso gerade beim Fernsehen plötzlich so hohe Qualitätsanforderungen? Ist nicht vielleicht der HD-Anspruch beim Fernsehen, psychologisch gesehen, eine Ersatzbefriedigung im formalen Bereich, weil die TV-Inhalte so schlecht geworden sind???
Drittens ist auch der Benutzungskomfort für mich Qualität, die ich hier vermisse: HD wird verschlüsselt angeboten und die notwendigen Empfangsboxen bewegen sich beim Bedienungs- und Aufzeichnungskomfort derzeit, wie charlie sehr schön geschildert hat, auf Steinzeitniveau. Da bin ich vom Funktionsumfang und den praktischen Vorteilen meines 2-Tuner-DVD-Recorders einfach zu verwöhnt.
Viertens muss ich mit Nutzungsbeschränkungen rechnen. Die Sendeanstalten können das Digitalmaterial beliebig manipulieren und z.B. das Weiterkopieren oder die HD-Aufzeichnung technisch unterbinden (Digital Rights Management und Kopierschutzverfahren in der Computer- und Musikszene haben es vorgemacht). Für potentielle Nutzungseinschränkungen werde ich nicht auch noch zusätzlich Geld ausgeben!
Fünftens hat m.E., wer Beruf und Familie hat, viel zu wenig Zeit, um ein schärferes Bild kinomäßig im Lehnstuhl zu genießen - wer neben dem Fernsehen noch andere Sachen macht, wird HD gar nicht schätzen können.
DFA hat das Auto angesprochen. Das ist gar kein schlechter Vergleich, Wozu brauche ich den ganzen elektronischen Schnickschnack wie Regensensor, Coming-Home-Funktion, Navigationsgerät, wenn ich nicht beruflich 30.000 km im Jahr fahre?
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