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Militärputsch in Thailand - aber unsere Nachrichtensender interessiert es nicht
(19. September 2006) Seit dem frühen Dienstagabend beschäftigen sich alle internationalen Nachrichtensender schwerpunktmäßig nur noch mit einem Thema: Dem Militärputsch in Thailand. Nur N24 und n-tv zeigen mehrheitlich Infotainment aus der Konserve.
Dienstag, kurz nach 18 Uhr deutscher Zeit, kommen die ersten Agenturmeldungen. In Thailand bereite das Militär einen Putsch vor, rücke mit Panzern in die Hauptstadt Bangkok und riegele Regierungsgebäude ab. Die Armee forder die Polizei auf, die Waffen niederzulegen. Ein Fernsehsignal der Armee löse alle regulären TV-Signale ab. Nicht gerade undramatisch.
Thailands Premier Thaksin Shinawatra sitzt zur gleichen Zeit bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Er ruft den Ausnahmezustand im Land aus. Inwieweit dies etwas nützen soll, ist unklar. Auch die Lage in seinem Heimatland erscheint dem TV-Zuschauer unklar. Wenn er darüber überhaupt informiert wird. Die internationalen Nachrichtensender CNN International und BBC World berichten live, teils im Splitscreen über die Ereignisse in Bangkok und die Rede von US-Präsident George W. Bush vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.
Wer sich bei diesem aktuellen Thema auf die beiden deutschen Nachrichtenkanäle N24 und n-tv verlassen hat, war verlassen: Beide Sender wurden ihrem Namen in dieser Situation nicht gerecht. Keiner der beiden Sender war live dabei. Weder bei der UN-Vollversammlung in New York mit u.a. der Rede von US-Präsident George W. Bush, noch bei der sich entwickelnden Krise in Bangkok. Stattdessen zeigten beide Sender Magazine. Ab 18.30 Uhr zeigte n-tv "Service: Geld", N24 das Format "N24 Wissen".
Sicher kann sich die Tragweite dieser Ereignisse minütlich ändern, im erfreulichsten Fall an Bedeutung und Dramatik verlieren und sich im Nachhinein als unbedeutend entpuppen. Doch ist es die elementarste aller Aufgaben eines Nachrichtensenders, der seinen Namen auch zu Recht tragen will, über aktuelle Ereignisse zu berichten, so wie sie passieren. Wenn die beiden deutschen Nachrichtensender dann aber nicht zu mehr fähig sind, als in solchen Situationen auf ihren Nachrichtenticker zu verweisen, ist das ein Armutszeugnis.
Dies ist nur ein Eindruck eines einzelnen Ereignisses. Und doch sollte es journalistischer Anspruch eines Nachrichtensenders sein, keine solcher Developing Storys zu verpassen. Seine Zuschauer warten zu lassen, bis es neue Informationen und Live-Bilder gibt, ist gerade am Vorabend kontraproduktiv: Dann kann der Zuschauer auch gleich zu den klassischen Abendnachrichten der großen Fernsehsender wechseln. Erst recht, wenn sich nur wenige Minuten nach 19 Uhr herausstellt, dass beide deutsche Nachrichtensender wieder eine volle Stunde ohne ausführliche Information verstreichen lassen und stattdessen lieber "Tempo - Das Automagazin" (N24) oder die "Telebörse" (n-tv) zeigen.
Einmal mehr beschleicht einen da das Gefühl, dass der Zweikampf der Nachrichtensender einen klaren Verlierer hat: Den Zuschauer. Im Kampf um Marktanteile verlieren offensichtlich journalistische Ansprüche gegen den Profit. Mit Dokusoaps und Infotainment lässt sich eben höhere Quote machen als mit Live-Berichterstattung zu zwar relevanten aber für die Masse vielleicht eher uninteressanten Themen und Entwicklungen.
Es ist inzwischen 20.20 Uhr während dieser Artikel dem Ende entgegen geht und beide deutsche Nachrichtensender zeigen wieder einmal alles - nur keine Nachrichten und aktuelle Berichte. In Thailand hat die putschende Armee inzwischen Kriegsrecht ausgerufen und das Auswärtige Amt rät deutschen Touristen in Thailand, sicherheitshalber in ihren Hotels zu bleiben. Ein brisantes Thema. Bei CNN International und BBC World wird darüber berichtet.
http://dwdl.de/article/news_7804,00.htmlich finde das als einen Skandal und da sieht man auch wieder das die Privaten nur an unserem Besten interessiert ist. [img]images/smiles/011.gif[/img] und unsere Öffentlich-Rechtlichen haben ja keinen Nachrichtenkanal [img]images/smiles/018.gif[/img]
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