Captain_Grauhaar hat geschrieben:
uli hat geschrieben:
Ich bin ganz anderer Meinung als die übrigen Diskussionsteilnehmer und finde es gut, dass DVB-T nun auch in Baden-Württemberg eingeführt wird. Dadurch wird eine Monopolstellung des Kabelbetreibers z.B. in Großstädten verhindert, wo viele Haushalte keine Möglichkeiten zum Satellitenempfang haben.
Sorry, aber DVB-T ist nicht als Ersatz zu Kabel oder Sat konzipiert worden, sondern nur als Ergänzung.
Das sehe ich ganz genauso so - DVB-T wird kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu Satellit und Kabel sein. Es bricht die Monopolstellung des Kabels in den Großstädten auf. Diese Ergänzung gibt vielen Haushalten die Möglichkeit, das Kabel abzubestellen, wenn es ihnen zu teuer ist und sie mit der öffentlich-rechtlichen Grundversorgung zufrieden sind. Diese Konkurrenz zwingt den Kabelbetreiber zu einem guten und kostengünstigen Angebot, sonst laufen ihm die Kunden davon (wie in Teilen von NRW und Berlin).
Captain_Grauhaar hat geschrieben:
Für die paar wenigen die DVB-T effektiv nutzen, stehen Kosten und Nutzen dafür in keinem Verhältnis mehr. DVB-T ist die mit weitem Abstand teuerste Art (ich glaube so Faktor 5) ein TV Signal zu den paar wenigen Nutzern zu bringen und dass zahlt dummerweise die Allgemeinheit über die GEZ Gebühren. Müsste der DVB-T Nutzer für die Nutzung wie ein Kabelnutzer zahlen, würde eine er richtig fette Rechnung bekommen und dann nicht mehr so argumentieren. Es macht nunmal wenig Sinn, für 2-3% Zuschauermasse in BW sowas zu implementieren. Wechseln werden sowieso kaum welche, da fast alle in BW Kabel oder Sat haben.
So ohne nachvollziehbare Zahlen glaube ich nicht an diese Kostenschätzung. Es wird viel davon abhängen, wie intensiv DVB-T genutzt werden wird.
Aber selbst wenn es so wäre: Die nach Deiner Schätzung 2-3% (nach meinem Eindruck aus dem Bekanntenkreis eher 5-10%), die nur gelegentlich fernsehen und kein Geld für einen teuren Kabelanschluss ausgeben wollen, haben auch ein Anrecht darauf, für ihre GEZ-Gebühren eine Grundversorgung mit Fernsehen zu erhalten. Die paar Cent pro Gebührenzahler und Monat, die das (wie bisher schon die analog-terrestrische Versorgung) kostet, sind es mir Wert.
Captain_Grauhaar hat geschrieben:
Zudem sollte man bedenken, dass zukünftige Programangebote oder z.B. HDTV oder Pay-TV sicher nicht über DVB-T kommen werden.
Gibt es zu dieser Behauptung auch Fakten? Man kann technisch problemlos in einem 8-MHz-Kanal ein HDTV-Programm an Stelle von vier Programmen in der nun für DVB-T geplanten Qualität unterbringen. Was über Satellit geht, ist rein technisch auch terrestrisch machbar; in Australien gibt es Versuche mit terrestrischem HDTV. Zugegeben, das Frequenzspektrum ist knapper, d.h. nur Platz für wenige Programme. Die Frage ist, ob es dafür auch den politischen Willen gibt, und das bezweifele ich allerdings auch.
DVB-T lässt übrigens Verschlüsselung und damit Pay-TV zu - siehe die Versorgung mit ausländischen Programmen in Graubünden/Schweiz durch Telerätia.
Captain_Grauhaar hat geschrieben:
Wer sich für DVB-T als "Hauptlösung" entscheidet, entscheidet sich für eine Fehlinvestition in Form einer Totgeburt bei der er alle zukünftigen technischen Fortschritte aussperrt.
Das glaube ich nicht. DVB-T wurde in vielen europäischen Ländern gestartet. In Großbritannien erfreut es sich unter dem Stichwort "Freeview" großer Beliebtheit, die Niederlande und Italien stellen gerade um, in derSchweiz wird man damit (wieder) eine landesweite TV-Versorgung mit allen Landessprachen herstellen. Es gibt eigentlich kein europäisches Land, das nicht auf DVB-T umstellen will - wohlgemerkt als Ergänzung zu anderen Verbreitungswegen. Und ausgerechnet das Ländle soll sich davon abkoppeln?
Außerdem wird niemand daran gehindert, sich wieder anders zu entscheiden, wenn ihm/ihr das Angebot über DVB-T nicht gefällt.
Ich denke, die Meinungsunterschiede zu diesem Thema sind kaum überbrückbar; ich fand es trotzdem gut, sie einmal aufzuschreiben. [img]images/smiles/004.gif[/img]